Maria, das Zeichen unseres Heiles

Die Kirche feiert am 15. August mit großer Freude das Hochfest der Aufnahme Marias in den Himmel. Maria wurde am Ende ihres irdischen Lebens gleich mit Leib und Seele in den Himmel aufgenommen. Das ist unser Glaube.

In der Lesung zu diesem Fest aus der Offenbarung des Johannes (Kap. 12) ist von einem Zeichen die Rede, das uns Gott vom Himmel her geschenkt hat: Es ist Maria. Sie ist die Frau mit der Sonne bekleidet, der Mond unter ihren Füßen und ein Kranz von 12 Sternen um ihr Haupt. An diesem Zeichen des Heiles, das heißt, an Maria können wir uns in allen Nöten unserer Zeit orientieren.

1) Maria ist für uns das Zeichen des Glaubens an Jesus Christus. Denken wir an die vielen Erscheinungsorte. Maria kommt immer wieder vom Himmel her zu ihren Kindern, um sie in das Zentrum des katholischen Glaubens hineinzuführen, zu Jesus Christus, zur Eucharistie, zur Bekehrung zum Bußsakrament. Wie viel Glaubenserneuerung ist von diesen Orten ausgegangen. Wenn wir also Maria verehren und lieben, so wird sie uns zu einem tiefen Glauben an Jesus Christus führen.

2) Maria ist für uns das Zeichen unserer Hoffnung auf das ewige Leben. Für uns als Menschen ist das Ende unseres irdischen Lebens der Tod. Er ist eine gewaltsame Trennung von Leib uns Seele, durch die der Mensch aufhört ein ganzer Mensch zu sein, weil nur mehr die Seele weiterlebt. Der Tod bleibt für uns – wie wir es auch drehen und wenden mögen – etwas Schreckliches, das uns Angst macht. Aber bei Maria war das anders. Weil sie ja ganz ohne Erbsünde und persönliche Sünde war, war das Ende ihres irdischen Lebens ein wunderbarer Übergang in die Verherrlichung von Leib und Seele, es war ein seliger, ganz glücklicher Heimgang zu ihrem Sohn. Und weil Maria so selig und glücklich aus dieser Welt gegangen ist, wird sie all ihren Kindern, die sie als ihre Mutter lieben und verehren, gerade in der letzen Stunde der größte Trost sein und ihnen auch Anteil geben an dieser Seligkeit, mit der sie ins ewige Leben hinübergegangen ist. Maria wird unser Gebet erhören, wenn wir uns immer wieder vertrauensvoll an sie wenden. “Bitte für uns jetzt und in der Stunde unseres Todes.” Maria, Zeichen unserer Hoffnung.

3) Maria ist das Zeichen der Liebe zu Gott und den Menschen. Jesus hat vom Kreuz herab seine Mutter auch uns als Mutter gegeben. Maria hat uns unter vielen Schmerzen als ihre Kinder angenommen. Und wie einer guten Mutter das Schicksal ihrer Kinder nie gleichgültig ist, so ist auch Maria um das ewige Heil ihrer Kinder besorgt. Deshalb hat sie uns immer wieder aufgerufen, zu beten und zu opfern für die Bekehrung jener Menschen, die in Gefahr sind, ewig verloren zu gehen, weil sie sich durch ihre schweren Sünden von Gott getrennt haben. In Fatima hat Maria gesagt: “Viele gehen verloren, weil niemand für sie betet.” Maria gibt uns das Zeichen, dass wir nicht mehr egoistisch für uns selber leben, sondern durch unser Dienen, Beten und Opfer mitwirken können an der Rettung vieler.

Zeichen der Zeit

Jesus ruft uns auf, die Zeichen der Zeit zu erkennen und recht zu deuten (Lk 12,54-57). Die Heiligen und Mystiker haben uns immer wieder Hinweise gegeben, durch die wir erkennen, wo wir heute stehen: Die sel. Anna Katharina Emmerich (1774-1824) sagt z.B.: “Ich hörte, dass Luzifer, wenn ich nicht irre, 50 oder 60 Jahre vor dem Jahre 2000 nach Christus wieder auf eine Zeitlang solle freigelassen werden.” Dass in unserer Zeit, wie man so sagt, ‘der Teufel los ist’, in der Welt, aber auch bis in die Kirche hinein, ist kein Geheimnis.

1820 zeigte Jesus der sel. Anna Katharina auch das folgende Bild: “Ich sah wieder die neue und seltsam aussehende Kirche, die sie zu bauen versuchten. Sie hatte nichts Heiliges an sich… In der Krypta unten kneteten die Leute Brot, aber es ging nicht auf, und sie empfingen auch nicht den Leib unseres Herrn, sondern nur Brot. Diejenigen, die sich unverschuldet im Irrtum befanden und die sich fromm und sehnlichst nach dem Leib Jesu sehnten, wurden zwar geistig getröstet, aber nicht durch die Kommunion. Dann sagte mein Führer [Jesus]: Das ist Babel.”

Die französische Mystikerin und Ordensschwester Jeanne Le Royer (1731-1798) sagte: “Wenn der Antichrist kommt, wird in den Klöstern äußerlich alles noch so laufen, wie jetzt (1750), aber plötzlich wird man merken, dass der Antichrist regiert,” – das heißt: dass ein anderer Geist in die Klöster, in die Kirche, eingezogen ist. Die Fassaden der alten Frömmigkeit stehen noch, aber der moderne Geist dieser Welt ist in die Kirche und in die Klöster eingezogen.

Der hl. Maximilian Kolbe sagt deshalb: “Die modernen Zeiten werden von Satan dominiert und werden es noch mehr in Zukunft sein. Der Kampf gegen die Hölle kann von Menschen nicht geführt werden, auch nicht von den intelligentesten. Nur die Unbefleckte hat von Gott die Verheißung des Sieges über den Dämon erhalten. Doch seit ihrer Aufnahme in den Himmel bittet die Mutter Gottes um unsere Zusammenarbeit. Sie sucht Seelen, die sich ihr vollkommen weihen, um in ihren Händen wirkliche und sichere Werkzeuge zu werden, um dem Satan eine Niederlage zu erteilen und das Reich Gottes auf dieser Erde zu errichten.”

Ich bin geheilt!

Im April 1959 war Pater Pio gezwungen, für einige Monate das Bett zu hüten. Die Ärzte diagnostizierten eine bronchiale Lungenentzündung und sogar einen krebsartigen Tumor. P. Pio war nicht mehr in der Lage, die hl. Messe zu feiern oder die Beichte zu hören. Man ging davon aus, dass er nur noch kurze Zeit zu leben hätte.

Zur gleichen Zeit wanderte die Fatima-Pilgerstatue quer durch Italien. Am 5. August kam sie per Helikopter nach San Giovanni Rotondo. Tausende kamen, um zu beten und sie zu verehren. Am nächsten Tag wurde sie für Pater Pio in die Sakristei gebracht. Er verehrte sie mit großer Hingabe, küsste die Statue und legte einen Rosenkranz rund um sie. Aber sein Zustand war so schwach, dass er sofort wieder ins Zimmer gebracht werden musste.

Unmittelbar vor dem Abflug der Statue mit dem Helikopter bat Pater Pio einige seiner Mitbrüder: “Helft mir!” Sie hoben ihn vom Krankenbett hoch zum Fenster seines Zimmers. Der Helikopter hatte gerade abgehoben und kreiste noch dreimal über dem Kloster als Geste des Abschieds an Pater Pio. Dann flog er nordwärts weg und P. Pio schrie laut: “Mein liebe Mutter: Seit du in Italien unterwegs bist, wurde ich durch die Krankheit ans Bett gefesselt! Willst du mich so zurücklassen, jetzt da du weg gehst?” Plötzlich drehte der Helikopter um und flog zurück zum Kloster. Der Pilot bezeugte später, er habe sich gezwungen gesehen, umzukehren. Dann sah er Pater Pio am Fenster. In diesem Augenblick spürte Pater Pio eine geheimnisvolle Kraft, die seinen Körper durchströmte. Mit einem Satz war er auf den Beinen und rief aus: “Ich bin geheilt!” Seine Heilung war so vollständig, dass er kurz danach sein volles Programm wieder aufnehmen konnte. Wann immer er über dieses Ereignis sprach, bezeichnete er es als die Heilung durch die Vermittlung Unserer Lieben Frau: “Ich betete zur Madonna und sie heilte mich!”

Nie zuvor hatte ich eine solche Freiheit gefunden

Joshua Charles (Jg.: 1988) ist Historiker, Autor von Bestsellern, Pianist und war Redenschreiber für den ehemaligen US-Vizepräsident Mike Pence. Sein Lebensziel ist es jetzt, “ein Heiliger zu werden.” Auf Twitter und auf seiner Homepage schreibt er über seine Weg der Bekehrung: “Vom Protestanten zum Katholiken”. Im Jahr 2018 ist er in die katholische Kirche aufgenommen worden:

“Als mir als Protestant klar wurde, dass ich katholisch werden musste, war ich wochenlang tief deprimiert. … Ich fühlte mich wie der widerwilligste Konvertit auf der ganzen Welt. Die Beweise waren überwältigend, und das machte mich sowohl traurig als auch wütend. Ich war auch überwältigt davon, wie sehr sich mein Leben ändern würde. Ich würde unter Autorität stehen – kein beliebiges Kirchenbummeln mehr. Ich würde Sünden aufgeben müssen, über die Protestanten oft im Unklaren sind, die die katholische Kirche aber glasklar benennt. Ich müsste immer in die Kirche gehen, auch an Tagen, an denen ich keine Lust habe. Ich müsste fasten, ob ich wollte oder nicht. Und viele andere solche Dinge. Wie viel ‘Freiheit’ würde ich verlieren!

Aber als ich schließlich eintrat, war es nichts von alledem. Es war eine glorreiche Heimkehr. Die uralte, tiefe und durchdringende Tiefe der Liturgie, der Gebete, der Lehren und der Praktiken der Kirche waren weit davon entfernt, mich zu erdrücken, und wirkten geradezu befreiend. Nie zuvor habe ich die Heilige Schrift mehr geliebt. Niemals zuvor hatte ich eine solche Freiheit in dem gefunden, was ich immer zu verachten gelernt hatte. Meine Depression verwandelte sich in Freude. Inmitten all dieser Dinge bin ich auch auf Prüfungen gestoßen. Ich habe viele gute Katholiken kennengelernt, aber auch einige wirklich furchtbare. Ich war in vielen guten Pfarreien, aber auch in einigen wirklich schrecklichen. Ich habe viele gute Priester kennen gelernt und auch ein paar schreckliche gesehen.

Nichtsdestotrotz bin ich ZUHAUSE. Der Glaube bleibt intakt. Die alten Väter, die mich zur Kirche gebracht haben, kann ich heute mit wenigen bis gar keinen Einschränkungen lesen, denn ihr Glaube ist jetzt mein Glaube. Sie ist die größte und manchmal auch die zerrüttetste Familie der Welt. Aber es ist eine Familie, die auf dem Felsen Jesus Christus gebaut ist, dem Felsen der Wahrheit, dem Felsen, der niemals von der Hölle besiegt werden kann. Aus der Tiefe des Herzens des nicht mehr umherirrenden Schafes: Gott sei Dank!”

Es gibt ein glückliches Leben nach dem Abgrund

In der erfolgreichen Filmserie “The Chosen” (die Auserwählten, über das Leben Jesu; der Film wird zurzeit in der vierten Staffel gedreht), spielt Elizabeth Tabish die Rolle von Maria Magdalena.

Elizabeth ist zwar katholisch aufgewachsen, aber sie verlor im Laufe der Zeit den Bezug zum Glauben. Durch die Rolle der Maria Magdalena entdeckte sie wieder neu, wer Jesus für sie auch im echten Leben ist und was die Botschaft des Evangeliums für sie bedeutet. Sie erzählt:

“Eigentlich wollte ich mit dem Schauspielen aufhören. Es hat fürs Leben einfach nicht gereicht. Ich habe nicht gesehen, wie es weitergehen soll, und hatte das Gefühl, etwas verloren zu sein in der Welt. Mit diesem Charakter hatte ich sofort so eine starke emotionale Verbindung, sodass ich dachte, das wird fast schon unheimlich.” “Die Serie hat mich aus einem mentalen Nebel gerüttelt, irgendwie. … Davor war ich sehr zynisch und skeptisch. Ich habe in Religion nur das Schlechte gesehen, diese Scheinheiligkeit in der Kirche. … Und so hab ich das Baby mit dem Bad ausgeschüttet. Ich hab alles scheinheilig gefunden.”

Durch das Drehen der Filme hat sich in ihrem Leben vieles gewandelt. “Es ist fast eine heilige Erfahrung, jemanden darstellen zu dürfen, der so nah bei Jesus war.” “Was mich immer wieder umwirft, ist die Tatsache, dass der ganze Schmerz, den ich durchgemacht habe, die Depression – dass nichts davon ein Fehler war. Gott hat das alles benutzt, sodass ich diese Rolle spielen kann. Ich könnte das gar nicht so spielen, ich hätte die Rolle gar nicht bekommen, wenn ich das nicht alles selbst durchlebt hätte.”

“Und jetzt lebe ich mein Leben und sehe, dass das, was ich als meine größten Fehler betrachtet habe, benutzt wird, um eine Figur zu verkörpern, die für Erlösung und Hoffnung steht. Es haut mich um und ich bin dankbar dafür. Und ich wünsche mir für alle, die die Serie sehen, dass sie spüren, dass es ein Leben nach dem Abgrund gibt, ein glückliches Leben. Das ist wirklich möglich. Man muss an sich arbeiten und man muss sich bewusst dafür entscheiden. Das müssen wir dazu tun. Wir müssen es wollen.”

Wie die Herzen der Menschen durch diese Filme berührt werden, bezeugt eine Frau in einem Kommentar zu einem Interview mit Elizabeth Tabisch: “Meine Tochter war suizidgefährdet. Nachdem sie Folge 1 von Staffel 1 gesehen hatte, wendete sich das Blatt und sie konnte sich in die Kämpfe von Maria Magdalena hineinversetzen. Seitdem beten wir täglich gemeinsam als Familie. Diese Veränderung kann nur von Gott kommen! Segne The Chosen und all die Menschen, die dahinter stehen! Gepriesen sei Gott, Jesus Christus!

Als ich meine Augen öffnete, sah ich alles

Vom 1.-6. August des vergangenen Jahres 2023 fand in Lissabon der 37. Weltjugendtag statt. An der Abschlussmesse mit dem Papst am 6. Aug. nahmen etwa 1,5 Millionen Menschen teil.

In der Stadt Alcobaça, die etwa 40 km von Fatima und 120 km von Lissabon entfernt ist, war eine Gruppe von 300 Jugendlichen aus Spanien untergebracht, die zu Jugendclubs des Opus Dei und anderen kirchlichen Organisationen gehörten. Unter ihnen war auch die 16-jährige Jimena. Ihr besonders Schicksal war, dass sie seit zweieinhalb Jahren durch eine Augenkrankheit fast blind war. Sie hatte nur mehr 5% Sehkraft. Alle ärztlichen Behandlungsversuche waren erfolglos geblieben. Sie hatte schon begonnen, die Blindenschrift zu lernen. Es war ein Kreuzweg für Jimena und auch ihre Eltern. Trotzdem nahm sie voller Hoffnung am Weltjugendtag teil. Sie setzte ihr ganzes Vertrauen auf die Hilfe der Gottesmutter.

Denn bei einer persönlichen Wallfahrt vor wenigen Wochen zum Bild Unserer Lieben Frau vom Berg Karmel in Rincón de la Victoria, einer kleinen Stadt bei Malaga, hatte Jimena beim Beten des Rosenkranzes plötzlich das Gefühl, dass Maria sie bitte, vom 28. Juli bis zum 5. August eine Novene zu beten. Jimena und ihr Vater beschlossen, eine Novene zu “Maria Schnee” zu beten, denn am 5. Aug. feiert die Kirche das Fest der “Weihe der Basilika Maria Maggiore in Rom”, also das Fest “Maria Schnee”.

Jimena lud auch Verwandte und Freunde ein, mitzubeten und sie bat diese, auch weitere Menschen dazu einzuladen. Über die sozialen Medien und Freundeskreise verbreitete sich die Bitte rasch. Und am Ende war “die Sache fast aus dem Ruder gelaufen”, wie Jimenas Vater sagte, denn schließlich waren es Tausende, die mit Jimena und ihrer Familie diese Novene um Heilung beteten.

Am 5. August war Jimena zusammen mit ihrer Gruppe noch in Alcobaça, wo sie während der Weltjugendtage untergebracht waren. Als sie aufstand, war es wie immer: Sie sah nur vollkommen verschwommen, alles war dunkel. Trotzdem war sie sehr aufgewühlt, denn sie fühlte etwas Besonderes. Es war der letzte Tag der Novene. Wird etwas geschehen? Noch vor der hl. Messe, die die Gruppe am späten Vormittag in der Pfarrkirche feiern wollte, ging Jimena zur heiligen Beichte, “zur tiefsten und besten Beichte meines Lebens”, wie sie sagte. Dann besuchte sie mit Hilfe ihrer Freunde die heilige Messe in der Pfarrkirche.

“Nachdem ich die Kommunion empfangen hatte, saß ich auf der Kirchenbank und fing an, sehr zu weinen, weil es der letzte Tag der Novene war und ich in diesem Gebet so sehr um Heilung gebeten hatte,” erzählt Jimena. “Ich hielt die Augen nach der Kommunion lange verschlossen, weil ich Angst hatte, sie zu öffnen. Doch als ich meine Augen öffnete, sah ich alles. Ich sah den Altar, ich sah den Tabernakel. Und ich sah viele meiner Freunde, die mit mir gekommen waren. …” Jimena konnte es gar nicht fassen, was mit ihr geschehen war.

Am Schluss der hl. Messe erzählte sie unter Tränen allen Jugendlichen, was Maria für sie getan hatte und las allen das Novenengebet zur Muttergottes vor. Es brach großer Jubel aus. In einer Whats-App Sprachnachricht dankt sie allen, die mitgebetet hatten: “Ich bin über-, überglücklich … der 5. August ist mein neuer Geburtstag, weil mir die Gottesmutter an diesem Tag ein großes Geschenk gemacht hat, das ich nie vergessen werde! Also, vielen Dank an alle, die so viel für mich gebetet haben.”

Mein Mann bittet mich um Lebenshilfe

Der Tübinger Professor Walter Jens (1923-2013) war einer der intellektuellen Vorkämpfer, der sich für die Legalisierung der aktiven Sterbehilfe eingesetzt hat. Zusammen mit Hans Küng veröffentlichte er 1995 das Buch: Menschenwürdig sterben. Ein Plädoyer für Selbstverantwortung. Er selbst konnte sich ein Leben ohne intellektuellen Austausch nicht vorstellen. 2004 verfiel er aber einer schweren Demenz-Erkrankung, die sein Leben wandelte.

Seine Frau Inge sagte 2009 in einem Interview mit der ‘dpa’: “Sein Lebenswille bezieht sich nicht mehr auf sein geistiges Wirken. Er hat sich zu einem biologischen Leben in einem Maße verschoben, wie ich es selbst nicht für möglich gehalten hätte“. Ihr 86 Jahre alter Mann kann durch die Krankheit nicht mehr lesen und kaum noch reden. “Ich weiß genau, und es steht Wort für Wort in unserer Patientenverfügung formuliert, dass mein Mann so, wie er jetzt leben muss – unfähig zu schreiben, zu sprechen, zu lesen, überhaupt noch zu verstehen – niemals hat leben wollen. Sein Zustand ist schrecklicher als jede Vorstellung, die er sich wahrscheinlich irgendwann einmal ausgemalt hat”, sagte sie.

Trotzdem sei sie sicher, dass er an seinem Leben hänge und nicht sterben wolle. “Neulich hat er gesagt: ‘Nicht totmachen, bitte nicht totmachen.’ Ich bin mir nach vielen qualvollen Überlegungen absolut sicher, dass mich mein Mann jetzt nicht um Sterbenshilfe, sondern um Lebenshilfe bittet”, sagte sie. Es gebe Momente in seinem Leben, die ihm große Freude bereiteten. “Er isst mit allergrößtem Vergnügen. … Das ist doch kein Todeswunsch, der sich da äußert.” Die Erfahrungen mit ihrem Mann hätten sie durchaus ins Zweifeln über die Verbindlichkeit von Patientenverfügungen gebracht.
2013 ist Walter Jens ohne aktive Sterbehilfe von Gott aus diesem Leben gerufen worden.

Gott hat uns mit Walter Jens ein Zeichen gegeben, dass es uns nicht zusteht, nach eigenem Willen über unser Leben und Sterben zu verfügen, sondern dass wir unser Leben wirklich ganz, bis zuletzt in seine Hände legen sollen.

 

Asoziales Verhalten?

Stephen Green (72), ein christlicher Pastor, ist von einem Gericht verurteilt worden, weil er ein Schild mit einem Bibelzitat vor einer Abtreibungsklinik im Londoner Stadtteil Ealing getragen hat. Green war nach dem Anti-Social Behaviour (Antisoziales Verhalten), Crime and Policing Act angeklagt, der jede Form von Missbilligung der Abtreibung innerhalb einer Bannmeile um eine Abtreibungsklinik verbietet. Dazu gehören auch Gebet und Lesen aus der Bibel.
Auf dem Schild von Stephen Green stand der Satz: “Du selbst hast mein Innerstes geschaffen, hast mich gewoben im Schoß meiner Mutter.” (Ps 139,13, siehe Foto)

Die Formulierung “im Schoß meiner Mutter” in dem Bibelzitat sei eine Form des Protests gegen Abtreibung, sagte die Bezirksrichterin, die Green verurteilt hat. Sie könne daher zu keiner anderen Schlussfolgerung kommen, als dass Green damit seine Ablehnung der Abtreibung zum Ausdruck gebracht habe. Greens Protest sei zwar friedlich, aber nicht verhältnismäßig gewesen, argumentierte die Richterin.

Der Pastor wurde zu einer einjährigen bedingten Haftstrafe, einem Opferzuschlag von 26 Pfund und zur Übernahme der Prozesskosten in Höhe von 2.400 Pfund verurteilt.

Green hat angekündigt, das Urteil anzufechten und keine Zahlungen zu leisten. Denn die ‘Bannmeilen’ und seine Verurteilung seien ein direkter Angriff auf die Bibel und die Redefreiheit, die vom Staat garantiert werde. Er habe keine andere Wahl, als sich zu verteidigen und für die Gerechtigkeit zu kämpfen, sagte Green. Wenn es eine Straftat sei, ein Schild mit einem Vers aus dem Psalm 139 in einer Straße in London hoch zu halten, dann sei niemand mehr frei, sagte er.

Solche Gesetze, Prozesse und Urteile zeigen uns, von welchem Geist unsere Zeit regiert wird.

Herz Jesu, König und Mitte aller Herzen

Am Freitag, 7. Juni feiern wir das Hochfest des Heiligsten Herzens Jesu und am Samstag, 8. Juni das Fest des Unbefleckten Herzens Mariens; der Monat Juni ist auch dem Herzen Jesu geweiht. Das ist eine Einladung an uns, immer neu die Liebe Christi zu verstehen zu suchen, die alle Erkenntnis übersteigt, und im Vertrauen in die Liebe seines Herzens zu wachsen.

In der Herz Jesu Litanei wird Jesus als “König und Mitte aller Herzen” angerufen. Jesus will gleichsam in der Mitte meines Herzen seinen Thron aufrichten und mein König sein, der alles bestimmen, leiten und regieren kann. Unser Denken und Empfinden, unser Reden und Tun soll seine Güte und Menschenfreundlichkeit, seine Liebe, Demut und Entsagung ausstrahlen. Darin besteht ja die Heiligkeit, zu der wir berufen sind.

Es soll sichtbar werden, dass unser Leben vom Geist Jesu Christi bestimmt ist. Aber Jesus will nicht nur der König und die Mitte meines Herzens, sondern auch König unserer Familien und Gemeinschaften sein. In der Kirche gibt es die Tradition der Herz-Jesu-Familienweihe oder Herz-Jesu-Thronerhebung, bei der eine Familie in ihrer Wohnung ein Herz-Jesu-Bild aufstellt und sich feierlich dem Herzen Jesu weiht, damit die Liebe Christi in dieser Familie die Herzen regiere. Es gibt viele wunderbare Zeugnisse über die Wirkung dieser Familienweihe.

Ein Priester hat einmal aus der Kriegszeit erzählt: Er kannte eine Familie, die dem Herzen Jesu geweiht war. Der Vater und der älteste Sohn der Familie waren im Krieg. Es war für die Mutter und die übrigen Kinder ein ständiges Gebet an das Herz Jesu, dass der Vater und den älteste Sohn wieder nach Hause kommen. Doch eines Tages erhielt die Mutter ein Telegramm mit der Nachricht, dass der älteste Sohn im Krieg gefallen war. Tief getroffen nimmt die Mutter das Telegramm und legt es vor dem Herz-Jesu-Bild nieder. Sie ruft die Kinder zusammen, zündet die Kerzen vor dem Bild an und wie eine wahre Heldin des Glaubens, singt sie mit ihren Kindern eines der vertrauten Herz Jesu Lieder, wie sie es beim gemeinsamen Gebet vor dem Bild schon so oft getan hatten. Dann betet sie mit den Kindern noch das Glaubensbekenntnis. Und nach diesem Gebet sagt die Mutter den Kindern: Euer ältester Bruder ist in die Ewigkeit vorausgegangen. Er ruht jetzt in den Armen des Königs unserer Familie. Nun erst beginnt sie zu weinen vor dem Heiligsten Herzen Jesu.

Das ist eine unvergleichliche Anbetung, die dem König der Liebe dargebracht wird. Sie kommt aus einem gläubigen Herzen, das dem Unbefleckten Herzen Mariens ähnlich geworden ist. Im Psalm 33 heißt es: “Der Ratschluss des Herrn bleibt ewig bestehen, die Pläne seines Herzens überdauern die Zeiten.” Es sind Pläne der Liebe und des Heils.

Am Herzen der Mutter

Der 2020 emeritierte brasilianische Erzbischof Murilo Krieger erzählt: “Ich war 15 Jahre alt, ich war im Herz Jesu-Seminar in Corupá (Brasilien), und ich war zu dem Schluss gekommen, dass ich keine Berufung zum Priestertum hatte. Und so hatte ich beschlossen, dass es besser wäre, wenn ich nach Hause zurückkehre. Aber da unsere Seminar-Exerzitien noch drei Tage dauern sollten, sagte ich mir: Warum sie nicht bis zum Ende ausnutzen, damit sie mir in dieser wichtige Etappe meines Lebens helfen? Ich habe dann einen Großteil der Exerzitien vor dem Bild des Unbefleckten Herzens Mariens verbracht und sie um ihren mütterlichen Schutz gebeten, wenn ich das Seminar verlassen sollte. Meine ganzen Exerzitien waren eingehüllt in einen großen Frieden, und ich vergaß ganz meine Entscheidung, das Seminar zu verlassen! Einige Wochen später habe ich mich wieder daran erinnert, aber ich fühlte mich so wohl, so ruhig in Bezug auf meinen Priester- und Ordensberuf, dass ich verstand, dass mein Platz genau hier war. Nie mehr hatte ich Zweifel an meiner Berufung.